2006 Adventsingen in Prag
ADVENTSINGEN IN PRAG
1.-4.Dezember 2006
Das Adventsingen in Prag ist in vielen Ländern der Welt ein Begriff und so strömen jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit Chöre aus aller Herren Länder dorthin. So sollte auch unser herausragendes Ereignis im Jahr 2006 eine Reise in die böhmische Metropole Prag sein. Ziel der tonART war es, ein schönes Wochenende mit viel Gesang in einer der wenigen Städte Europas zu verbringen, die so viel historische und kulturelle Vielfalt zu bieten hat.
Wo wir uns auch präsentieren, wir wollen unser Bestes geben. So haben wir uns vor allem an unserem Probenwochenende im Oktober aber natürlich auch in allen folgenden Chorproben intensiv auf unsere Auftritte vorbereitet.
Vorbereitet. Ja, ein gutes Stichwort. So eine Reise will gut vorbereitet sein. Wer macht das bei tonART? Seit vielen Jahren in altbewährter und souveräner Weise unser Michael Baltes. Diese zur Selbstverständlichkeit gewordenen „Kleinigkeiten“ will ich dieses Mal nicht im „Abspann“, sondern an gebotenem Platz, und deshalb hier hervorheben. Bus, Hotel, Freizeitangebote, Auftritte, Einsingen, Kalkulation, Zahlungen überwachen/mahnen/ausführen, Infos für Chor und Gäste, Reiseleitung vor Ort und, und, und. All das muss organisiert und koordiniert werden. Vielen Dank an Michael und alle anderen fleißigen Hände ohne die eine solche Reise nicht möglich gewesen wäre.
Freitag 1. Dezember 2006
Früh um 5:30 ging es in Schwabenheim los.
Zuerst nach Saulheim den zweiten Teil der Gruppe einladen und dann ab über Bayern Richtung Böhmen. Bestens ausgestattet mit Noten, warmer Kleidung, reichlich Essen und Trinken haben wir uns voller Vorfreude auf den Weg gemacht. Bei der nächsten Reise wissen wir es besser und packen wenigstens noch einen Werkzeugkoffer ein!!! Kurz nach Beginn unserer Fahrt mussten wir feststellen, das Busunternehmer Ihre Fahrzeuge nicht nur nach Anzahl der Fahrgäste aussuchen sondern auch nach dem Reiseziel.
Hatten wir bei unserer Fahrt nach Bremen einen sehr komfortablen und sauberen Bus, so sah es dieses Mal etwas anders aus. Die Arretierungen verschiedener Sitze funktionierten nicht und die Aschenbecher waren nicht geleert. Aber noch viel schlimmer war, dass die Klimaanlage in den letzten Reihen nur Kaltluft blies. Da hieß es sich zunächst in die dicken Jacken einzupacken und später die Plätze zum Aufwärmen zu tauschen. Nicht gerade förderlich für unsere Stimmen.
Blendend vorbereitet und unterstützt von vielen helfenden Händen haben wir unterwegs unser Sängerfrühstück eingenommen. Die mitgenommenen Tische waren schnell aufgestellt. Weck, Worscht und Woi mundeten allen.
Für 13:30 Uhr waren das Mittagessen und eine Führung in der Brauerei in Pilsen vorgesehen. Diese erreichten wir jedoch erst nach etwa einstündiger Verspätung. Das Navigationssystem in unserem Bus war ausgefallen und so irrten wir geraume Zeit in Pilsen etwas planlos umher. Die Qualität des Mittagessens wäre sicherlich noch steigerungsfähig gewesen; ebenso die Freundlichkeit des Personals. Trotzdem konnten wir die Brauerei nach der darauf folgenden, wirklich beeindruckenden Führung, mit einem positiven Gesamteindruck verlassen.
In Pilsen sind unsere Reiseleiterinnen Eva Dürrova und Pavla Kobylkova zugestiegen und haben uns von hier ab für die nächsten Tage begleitet.
Nach etwas verspäteter Ankunft verlief der Check-In im Hotel „Pyramida“ reibungslos. Ein großes Hotel mit schönen Zimmern, internationalem Standard und ausgezeichneter Lage. Nach dem Welcome-Drink ( Becherovka oder auch Grippe-Impfung genannt)und dem gemeinsamen Abendessen im Hotel haben wir noch einen Abstecher in die nähere Umgebung gemacht. Da alle Lokale bereits die „Rollläden“ herunter ließen, kehrten wir schnell ins Hotel zurück. Hier konnten wir allerdings auch nur noch einen letzten Drink erhaschen.
Samstag 2.Dezember 2006
Ausgeschlafen und mit einem guten Frühstück gestärkt konnte dieser Tag beginnen. Für unsere Gäste stand ab 10:00 Uhr der Bus für die Fahrt in die Altstadt bereit. Ab 11:00 Uhr stand für uns im hoteleigenen Theatersaal auf der Bühne Einsingen und Probe auf dem Programm. Bevor wir jedoch anfangen konnten hatten Gertrud und Michael noch eine Überraschung für uns. Die Beiden hielten für jeden einen Sticker mit dem tonART Logo und dem jeweiligen Namen des Chormitgliedes bereit, damit wir uns als Gruppe „ outen“ konnten.
Um 12:15 Uhr ging es für den Chor mit dem Bus in die Altstadt. Auf dem Weg zur Nikolauskirche am Altstädter Ring haben wir schon viele schöne Gebäude gesehen und sind von unseren Begleiterinnen auf nette und freundliche Art über die Geschichte informiert worden. Um 13.30 Uhr begann dann das Kirchenkonzert, das wir mit zwei weiteren Chören gestaltet haben. Ein weiterer deutscher Chor und ein Chor aus Spanien mit einem Japanischen Chorleiter :-). Ihn sollten wir noch als besonders lustigen Zeitgenossen kennen lernen.
In der schönen Kirche war es trotz aufgestellter Heizstrahler empfindlich kalt und außer den anderen Chören gab es auch leider nur wenige Zuhörer. Die Organisation war aber perfekt auf internationales Publikum abgestimmt und so wurde jeder Chor und sein Programm in der jeweiligen Landessprache und in Tschechisch und Englisch angekündigt.
In der Kirche haben wir Weihnachtslieder aus aller Welt gesungen:
- Psallite
- Lied der Pfifferari
- Adeste Fideles
- Kommet Ihr Hirten
- Jul, Jul, Stralande jul
- The first Nowell
- Freue Dich sehr Du Tochter Zion
- Do you hear what I hear?
- Fröhlich soll mein Herze springen
Dieses bunt gemischte Programm fand bei den Zuhörern auch viel Anklang und als wir das spanische Weihnachtslied „A la nanita nana“ zu Ende gesungen haben ist der spanische Pharmazeutenchor in wahren Jubel ausgebrochen.
Bis 17:30 hatten wir dann Zeit zur freien Verfügung. Eine herrliche Gelegenheit erste Eindrücke von dem herrlichen Weihnachtsmarkt und der Altstadt zu gewinnen. Danach sind wir mit dem Bus zu unserem Freundschaftskonzert im Konzertsaal der Akademie der Musischen Künste gefahren. Ab 18:00 Uhr Einsingen und um 19:00 Uhr Konzertbeginn. Immer mit von der Partie unsere Reiseleiterinnen, die sich als echte Fans erwiesen haben. Bei unserem zweiten Auftritt an diesem Tag haben wir neben der Weihnachtsliteratur noch einige andere Stücke gesungen:
Die Martinsgans
Shenandoah
Heißa Kathreinerle
Good night sweetheart
You light up my life
Zu letztem Stück muss erwähnt werden, das wir wirklich gut vorbereitet waren!!! Sind doch unserem Chorleiter während dem Auftritt die Noten vom Flügel gefallen! Aber Manfred hat immer zu uns gesagt, egal was auch passiert, singt weiter und lächelt! Das haben wir dann auch ohne Klavierbegleitung gemacht und ich glaube, dass uns das einen Bonuspunkt beim anschließenden Applaus eingebracht hat.
In bleibender Erinnerung wird mir das gemeinsam mit allen anwesenden Chören gesungene „ Ave verum“ bleiben. Anlässlich des Mozart-Jubiläumsjahr wurde dieses Stück gewählt. Mit weit mehr als 100 Sängern standen wir auf der Bühne und insbesondere unsere spanischen Freunde haben voller Inbrunst gesungen, dass es mich fast das Höhrvermögen gekostet hätte.
Wieder stand unser Bus für den Transfer zum Hotel bereit, allerdings wurde dieser Service an diesem Abend von den meisten nicht genutzt. In kleinere Gruppen aufgeteilt führte uns der Weg wieder in die Altstadt, die mit ihren verwinkelten Strassen, Gassen und Treppen schön illuminiert schon fast mediterran anmutete. Nach so manchem Weinchen oder noch hochprozentigerer Stärkung war dann auch der Fußweg zurück in Hotel nicht mehr beschwerlich.
Da die Hotelbar schon wieder um 1:00 Uhr aufgab, mussten wir den letzten Absacker aus unseren Eigenbeständen nehmen. Zum Glück gab es in Hotelnähe aber ein Lädchen, das rund um die Uhr geöffnet hat, sodass die Eigenbestände immer wieder aufgefüllt werden konnten. Das Einschlafen sollte uns zu vorgerückter Stunde nicht schwer fallen.
Sonntag, 3.Dezember 2006
Der Tag für die gut durchtrainierten Fußgänger. Direkt ab Hotel begann um 9:00 Uhr die Stadtführung „Prager Burg“, die bis ca. 13:00 Uhr dauern sollte. Bei kühlem aber trockenem Wetter ging es vorbei am Kloster Strahov, von wo man einen herrlichen Blick über Prag hat, hinunter zur Prager Burg. Die Prager Burg wurde bereits im 9. Jahrhundert gegründet und noch heute ist sie die offizielle Residenz des Tschechischen Präsidenten. Am Eingang zum Ehrenhof kann man die Statuen der kämpfenden Titanen bestaunen und jeden Tag um 12:00 Uhr findet dort die Wachablösung statt. In einem der Innenhöfe des riesigen Areals steht der Veitsdom, dessen Türme die Burg überragen und von überall in Prag zu sehen sind.
Weiter ging es durch die kleinen Gassen in denen man überall schöne Häuser sehen konnte in die Altstadt und natürlich zu der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit, der Karlsbrücke. Die älteste Steinbrücke Europas ist ca. 500 Meter lang und mit vielen Statuen verziert. Besonders bekannt ist die Statue des Hl. Nepomuk, der auf Befehl des Königs in die Moldau geworfen wurde weil er sich trotz Folter an sein Beichtgeheimnis gehalten hat. Nur zu Fuß kann man über die Brücke gehen und sich die Kunststände anschauen oder einen Moment bei den Straßenmusikern verweilen, die auf den seltsamsten Instrumenten herrlichen Dixie-Jazz spielen. Wir haben noch viele schöne Sachen gesehen, aber hier alle zu beschreiben würde den Rahmen sprengen.
Nach der ersten Führung war bis 15:00 Uhr zur freien Verfügung und die Zeit sich in einem der schönen Lokale ein Mittagessen zu gönnen. Für die Stadtführung „Altstadt“ hatten sich dann allerdings die Reihen der Mitgeher deutlich gelichtet, denn viele wollten noch mal auf eigene Faust los um die Altstadt zu erkunden oder für die Lieben zu Hause das ein oder andere Mitbringsel zu kaufen. Außerdem stand ja für den Abend auch noch unser Abschlussfest auf dem Programm.
19:30 Uhr war Abmarsch in das Nahe gelegene Kloster Strahov, in dem unser Abschlussabend mit Abendessen, Live-Musik und den beiden bereits genannten Chören stattfinden sollte. Das Abendessen war sehr schmackhaft, allerdings hätte man uns ruhig mehr Zeit lassen können, es auch in Ruhe zu genießen. Hier, wie auch bei verschiedenen anderer Gelegenheiten blieb der Eindruck, dass gewisse sozialistische Züge noch nicht ganz abgelegt werden konnten.
Die Live-Musik und die Tanzeinlagen
entsprachen im wesentlichen der Landes üblichen Tradition.
Wie bei solchen Veranstaltungen zu erwarten, gaben die Chöre, manche bereits zwischen den Gängen, Gesangseinlagen. Da unser Chorleiter zwar verspätet anwesend, jedoch aus verschiedenen Gründen dennoch nicht zur Verfügung stand, konnte tonART dazu wenig, bzw. nur mit Unterstützung des japanischen Chorleiters beitragen. An dieser Stelle soll auf die näheren Umstände, die sich nachhaltig auswirken sollten, nicht eingegangen werden.
Pünktlich, so um sozialistische 23:00 Uhr herum, waren Essen und Live-Musik beendet und das Personal bereitete sich offensichtlich auf den anstehenden Feierabend vor. Diesem wollten wir natürlich nicht im Wege stehen und machten uns auf den Rückweg zum Hotel, nicht ohne vorher noch einmal den herrlichen Ausblick auf "Prag bei Nacht" zu genießen. Aufgrund der uns bekannten Hotel-Bar-Öffnungszeiten statteten wir unserem „Lädchen“ noch einen kleinen Besuch ab. So verlebten wir mit weiteren Hotel-Gästen (Schweizer-Chor, Soul-Sänger/in aus den USA) noch einen netten Abend.
Montag, 4. Dezember 2006
Nach teilweise recht kurzer Nacht, reichhaltigem Frühstück und Check-Out quälten wir uns mit gepackten Koffern zu dem pünktlich um 10:00 Uhr zur Rückfahrt bereit stehenden Bus.
Möglicherweise hatte unser Busfahrer Reparaturversuche an der Klimaanlage unternommen oder es lag einfach an den klimatischen Aussenverhältnissen. Auf jeden Fall stellten wir eine deutliche Veränderung fest. Nicht nur, dass es in den hinteren Reihen weiterhin Kaltluft blies, jetzt tropfte auch noch Wasser aus den Belüftungsschlitzen. Aber, don`t worry. Wir haben das Beste daraus gemacht.
Unsere Weinreserven waren natürlich „unerschöpflich“. Unser Restbestand an Fleischwurst und der zeitige Besuch in „unserem“ Lädchen, in dem wir uns noch mit reichlich frischem Brot versorgt hatten, ermöglichte sogar auf der Rückfahrt noch ein „Sänger-Nachmittags-Frühstück“. Gesund und voller neuer Erinnerungen und Erfahrungen wurde wir dann am Montagabend wieder in den Schoß unserer Familien entlassen.
Quelle: Unveröffentlichte Originalausgabe aus 2007
mit dem Titel "Prag 2006"
von Dieter Esser
Korrigiert, ergänzt und übersetzt aus dem Rheinland-Pfälzischen
mit dem Titel "ADVENTSINGEN IN PRAG"
von Kicki Steinmetz